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Interview mit Peter Wirz

Interview mit Peter Wirz, Vetica und Alain Reymond, Head of Design Management LAUFEN

Herr Wirz, Sie waren in den Achtzigerjahren als Mittelstreckenläufer sehr erfolgreich. Die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen LAUFEN liegt nun schon im Langstreckenbereich, denn Sie arbeiten mit Ihrer Designagentur Vetica nun schon seit 22 Jahren mit LAUFEN zusammen. Sehen Sie Parallelen zwischen Ihren Tätigkeiten als Sportler und als Designer?

Peter Wirz: Der Begriff «laufen» respektive «rennen» ist in diesem Zusammenhang sicherlich eine der Parallelen, wo sich die Firma LAUFEN mit meiner Vergangenheit als Läufer im Namen und meiner früheren Passion verbindet. Der Spitzensport und das Leben als Athlet ist eine wichtige und wertvolle Lebensschule, um mit Erfolgen und Niederlagen gleichermaßen positiv umgehen zu können. Eine weitere Parallele ist die Fokussierung auf ein bestimmtes Ziel. Früher auf einen bestimmten Großanlass wie den Olympischen Spiele, heute auf eine wichtige Präsentation.

Herr Wirz, arbeitet in Ihrer Firma ein ganzes Team ausschließlich für LAUFEN?

Peter Wirz: In der Tat haben wir ein Design-Team, dass sich fast ausschließlich mit LAUFEN-Projekten beschäftigt. Dies ist im Übrigen der große Vorteil einer langjährigen und engen Zusammenarbeit. Konstanz, Qualität und Effizienz prägen diese Partnerschaft. Jedoch hat jeder unserer Designer wie auch ich selber auch noch andere Themen und Bereiche, um so der kreativen Abstumpfung vorzubeugen.

Wie läuft die Zusammenarbeit zwischen Vetica und LAUFEN konkret?

Peter Wirz: Unsere Zusammenarbeit basiert heute primär auf Vertrauen, Wertschätzung und Relevanz. Über die Jahre entstand so eine Art Interessensgemeinschaft weit über die eigentliche Designleistung hinaus. Neue Ideen entstehen gleichermaßen auf beiden Seiten. Sowohl bei uns als auch bei LAUFEN, aus unterschiedlichen Märkten. Wir haben in all diesen Jahren eine gemeinsame Geisteshaltung und Verbundenheit geschaffen. Aber am Ende geht es in unserer Zusammenarbeit als verlängerte Werkbank darum, den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg zu garantieren.

Wieviel Freiheit hat der Designer, wie werden die Designideen mit dem Produktionsprozess und den technischen Anforderungen in Einklang gebracht?

Alain Reymond: Der Designer hat so viel Freiheit, wie das Material, geltende Normen und das Designer-Briefing zulassen. Keramik zum Beispiel hat bestimmte Eigenschaften, die der Designer bei seinen Entwürfen berücksichtigen muss. Deshalb ist der ständige Austausch mit unserer internen Entwicklungsabteilung enorm wichtig. Die Designmodelle werden von unseren Experten im CAD, unter Berücksichtigung geltender Normen, konstruiert und die Fertigungsmöglichkeiten analysiert. Oft gibt es ein Hin und Her zwischen Entwicklung, Produktion und dem Designer, bis die Modelle für die Produktion bereit sind. Peter Wirz kennt die Eigenheiten der Materialien und das Ping-Pong-Spiel bei der Entwicklung bereits auswendig. Das erleichtert die Zusammenarbeit ungemein.

Herr Wirz, wie hat sich die Zusammenarbeit mit LAUFEN in all diesen Jahren entwickelt, wie hat sie sich verändert?

Peter Wirz: Am Anfang unserer Zusammenarbeit gab es für die Designentwicklung eines neuen Produktes noch ein schriftliches Briefing. Heute reden wir intensiv und viel auf unterschiedlichen Ebenen. Wir reiben und fordern uns gegenseitig. Wir hinterfragen, verwerfen und reflektieren bis zum finalen Entscheid, was und wie gemacht werden soll. Wir kennen heute die strategische Ausrichtung, die Märkte, den Wettbewerb und viele weitere Parameter von LAUFEN sehr gut. Daher sind wir wie eine große Familie über die Jahre zusammengewachsen.

Herr Reymond, aus LAUFEN Sicht – warum sind die Produkte von Peter Wirz so dauerhaft erfolgreich?

Alain Reymond: Peter Wirz ist es immer wieder gelungen, für LAUFEN Programme zu entwickeln, die mehrheitsfähig sind, einen hohen Gebrauchswert und ein ansprechend eigenständiges, schönes Design haben; er hat Lösungen gefunden, die optimal auf die Produktion und das Material abgestimmt sind und die in großen Stückzahlen produziert werden können. Peter Wirz selbst nennt das “demokratisches Design”, also Design für alle.

Herr Wirz, haben Sie mit anderen Kunden ähnlich lange Beziehungen oder ist das Ausnahme?

Peter Wirz: Eine so lange Kunden-Beziehung wie mit der Firma LAUFEN ist eine schöne Ausnahme. Langjährige Partnerschaften und Mandate sind für uns jedoch sehr wichtig, um das Thema Design und Marke als echten, unternehmerischen Mehrwert und wirtschaftlichen Erfolgsfaktor langfristig in enger Abstimmung mit den Unternehmen zu etablieren. Heute begleiten wir Firmen wie ABB, Roche, Ypsomed oder Stiebel Eltron auf ihrem kontinuierlichen Weg zum Erfolg.

Herr Reymond, wie sieht es mit dem Baddesign aus – entwickeln Sie Produkte für bestimmte Märkte oder ist das LAUFEN Bad universal?

Alain Reymond: Das LAUFEN Bad ist mehrheitlich universal. Bestimmte Länder haben jedoch spezielle Anforderungen an die Technik oder das Baddesign. Wir versuchen jedoch, länderspezifische Produkte, wie zum Beispiel sogenannte One-Piece Siphon-WCs für Amerika oder für den asiatischen Raum, so weit wie möglich harmonisch in internationale Serien zu integrieren. Es kommt aber auch vor, dass wir eine Serie speziell für ein Land produzieren. Zum Beispiel für den nordischen Markt, der ein anderes Verständnis von Badgestaltung hat. Die Moderna-Kollektion von Peter Wirz wird aus historischen Gründen fast ausschließlich in der Schweiz verkauft und deshalb auch am Standort Laufen produziert. In einem seiner jüngsten Projekte durfte Peter Wirz in den asiatischen Markt eintauchen. Für diesen speziellen Markt hat er ein neues Dusch-WC geschaffen, das den Anforderungen des Landes gerecht wird und gleichzeitig die Werte von Laufen, wie höchste Ansprüche an Qualität, Design, Funktion, Innovation und Präzision, in sich vereint.

Als Industriedesigner sind Sie in verschiedenen Bereichen tätig. Was ist eine besondere Herausforderung beim Design von Badezimmerprodukten?

Peter Wirz: Das Bad als Raum und die täglichen Rituale seiner Benutzer haben sich über die letzten paar Jahre stark verändert. In enger Zusammenarbeit mit LAUFEN, aber auch weiteren Firmen in der Sanitärbranche wie zum Beispiel Duscholux, gehen wir die Veränderungen und Herausforderungen proaktiv an. In unserer Arbeit suchen wir immer nach dem Nutzwert und der Relevanz. Dabei spielen die Langlebigkeit und der Gebrauchswert des Designs eine ausschlaggebende Rolle, weil ein Bad im Schnitt nur alle zwanzig bis dreißig Jahre erneuert wird.

Haben Sie für die LAUFEN-Produkte eine eigene Designsprache? Oder wird die immer wieder neu entwickelt?

Peter Wirz: Bei unserer Arbeit als Designer orientieren wir uns primär am Menschen und seinen Wünschen und Empfindungen. Dazu kommen die Einflüsse der Wohnwelten und, ganz wichtig, der Umgang mit dem Element Wasser im Raum. All diese Einflüsse beeinflussen unsere Gedanken und Ideen hin zum eigentlichen Produkt und dessen formalen Ausprägung.

Herr Reymond, inwiefern verändern sich die Anforderungen, Wünsche und Bedürfnisse, die an Bad-Produkte gestellt oder von ihnen erwartet werden und wie beeinflusst dies den Design-oder auch Produktionsprozess bei LAUFEN?

Alain Reymond: Meiner Meinung nach haben zwei wichtige und entscheidende Trends heute entscheidenden Einfluss auf die Badprodukte. Zum einen der Wunsch nach Nachhaltigkeit, zum anderen die Digitalisierung. Die Welt wird digital und das Bad ist davon nicht ausgenommen. Beide Trends erhöhen die Komplexität des Produktionsprozesses und stellen auch neue Anforderungen an das Design. Neue Technologien, IoT, Innovationen, neue Partner, neue Prozesse, Kreislaufwirtschaft, das alles sind Themen, die heute berücksichtigt werden müssen. LAUFEN hat diese erkannt und setzt auf beide für die Zukunft wichtige Schwerpunkte.

Herr Wirz, wie sehen Sie die Zusammenarbeit mit LAUFEN in der Zukunft? Wie wird sie sich entwickeln? Was werden neue Herausforderungen sein?

Peter Wirz: Als Designer von und für LAUFEN und in einer so kompetitiven Branche werden wir künftig noch agiler, mutiger und weitsichtiger agieren müssen. Unser gemeinsamer Weg wir dabei auch in Zukunft nicht linear verlaufen, sondern noch stärker von iterativen Zyklen geprägt sein. Was mich persönlich jedoch positiv stimmt, ist das gemeinsame Mindset, auch in Zukunft noch mehr auf Nachhaltigkeit und Langfristigkeit zu setzen.